Gemeinsame Fahrradtour der Grünen Bensheim mit dem NABU Bensheim durch die Bensheimer Neckarschlingen

Im Rahmen ihres Sommerprogramms radelten die Grünen zu den
Altneckarschlingen westlich von Bensheim. Die fachliche Führung übernahm Werner
Eck, Vorsitzender des NABU Bensheim. Anlässlich einer vom NABU in Auftrag
gegebene Kartierung der Pflanzengemeinschaften und der Erstellung eines
Entwicklungskonzepts für die Biodiversität in diesem Gebiet erkunden die Grünen
Bensheim die Situation. Das Ergebnis der Untersuchung soll im Oktober im
Bauausschuss vorgestellt werden.
20 TeilnehmerInnen fanden sich an der Kriegsgräberstätte ein, dem Startpunkt der
Tour. Der Weg führte zum Sanner-Gelände, anschließend zum Reiterhof bei
Schwanheim. Auf dem Weg zum Rand des Vogelschutzgebietes Langwaden
durchquerte die Gruppe eine Wiese, die deutliche Spuren der landwirtschaftlichen
Nutzung des Umlandes zeigte. Ein hoher Stickstoffeintrag lässt Brennnessel und das
Wiesenknäuel gedeihen. Flächen mit hohem Stickstoffeintrag, wie hier zu sehen,
sind artenarm. Ein geringerer Stickstoffeintrag würde sich günstig auf die
Biodiversität auswirken. Die Anzahl der Arten würden steigen. Viele typische
blühenden Pflanzen wie Ackerwitwenblume und Wiesenflockenblume würden
zahleichen Insekten Nahrung geben. Leider werden sie durch die stark wüchsigen
„Stickstoffarten“ am Wachsen gehindert. Schilf zeigt Vernässungsflächen, die
ehemaligen für die Altneckarschlingen typischen Niedermoore an. Die Tour endete
am Rande des Vogelschutzgebietes „Hessische Altneckarschlingen“, das sich von
Fehlheim, dem alten Neckarlauf folgend, über Rodau nach Langwaden zieht.
Die Gruppe entdeckte immer wieder grüne Bänder in der Landschaft. Es sind
Rundbögen zu erkennen, deren Ränder von einer Bruchkante gesäumt sind. Diese
können einen Höhenunterschied von mehreren Metern zum Umland ausmachen.
Einst floss hier das Wasser des Neckars in einem Gewirr aus Schlingen und
Mäandern bei Trebur in den Rhein. Dabei wurden Sedimente mitgeführt, die sich
ablagerten. Es entstanden anmoorige Bereiche, die aus Feuchtwiesen, Ried- und
Röhrichtgebieten bestehen. Durch Entwässerungsgräben wurde das Gebiet für die
Landwirtschaft nutzbar gemacht. Die Niedermoore wurden zerstört. „Eigentlich sollte
es nur als Grünland genutzt werden“, bemerkte Eck. „Die Landwirtschaft bringt zu
hohe Düngermengen in das Gebiet, was die Zusammensetzung der
Pflanzengemeinschaften verändert.“ Laut NABU gibt es mehrere Gründe dieses
Gebiet zu schützen. Neben der Erhaltung der Biodiversität stelle es auch eine
Frischluftschneise für Bensheim dar. Die feuchten Flächen speichern und filtern
Wasser, außerdem binden sie Kohlendioxid. Werden solche Gebiete umgebrochen
beginnt der Umwandlungsprozess der organischen Substanz. Es folgt daraus die
Freisetzung von Kohlenstoffdioxid und Lachgas. Eine Wiedervernässung sorgt
dagegen dafür, dass Kohlenstoffdioxid und große Wassermengen gespeichert
werden. Damit verhindert der sorgsame Umgang mit diesen Flächen Hochwasser
und trägt sogar zur Filterung des Wassers und zur Grundwasserneubildung bei.
Letztlich sind die Altneckarschlingen ein bedeutendes Archiv der
spätnacheiszeitlichen Landschaftsentwicklung und haben insgesamt ein hohes
Potential zur Biotopentwicklung. Das Gebiet liegt zwischen dem
Landschaftsschutzgebiet Erlache und dem Vogelschutzgebiet Hessische
Altneckarschlingen. NABU und Grüne sind sich einig: „Um weitere Bebauungen und
Landwirtschaft in diesem Gebiet zu verhindern, sollte es ebenfalls zum Schutzgebiet
erklärt werden.“ Dies gilt es zu beachten, denn der Entwurf des Regionalplanes
Südhessen liegt seit Anfang Juli vor. Es geht dabei um die zukünftigen Entwicklung
unseres Siedlungsraumes für kommende Jahrzehnte und somit um die Festlegung,
wo Baugebiete und Gewerbegebiete entstehen können und wo Regionaler Grünzug
und Landwirtschaftliche Flächen und Schutzgebiete erhalten bleiben. „Wir werden
uns die Pläne genau ansehen und die Erkenntnisse aus der Führung zu den
Altneckarschlingen einfließen lassen, denn weiteres Wachstum muss nicht immer in
der Fläche entstehen“, sagt Fraktionsvorsitzende Doris Sterzelmaier.