Die Energiewende auf dem Bierdeckel

Vortrag: Daniel Bannasch von MetropolSolar Rhein-Neckar war auf Einladung der Grünen im Haus am Markt zu Gast

Daniel Bannasch Vortrag 22.2.16

Bensheim. Die Steuererklärung auf dem Bierdeckel blieb letztlich Wunschdenken. Doch die Energiewende auf dem Bierdeckel zu erklären – das funktioniert. Das demonstrierte im Haus am Markt auf Einladung der Grünen Liste Bensheim der Geschäftsführer von MetropolSolar Rhein-Neckar, Daniel Bannasch. Mit neun Strichzeichnungen – vom Strommarkt bis zur Darstellung, wie die Sonnenenergie ins Haus kommt – verdeutlichte der Referent, wie sich die aktuelle Situation darstellt und was in Zukunft möglich ist. Bannasch ist fest davon überzeugt, dass schon in 15 Jahren eine Vollversorgung durch regenerative Energien möglich ist. Das sei für die meisten Menschen zwar schwer vorstellbar, aber wie rasant die technische Entwicklung ist und zu welchen Umbrüchen sie führen kann, machte er an zwei Beispielen deutlich: Mobiltelefonie und digitale Fotografie.

Der Trend hat sich geändert
Das im Mai 2006 gegründete Netzwerk MetropolSolar Rhein-Neckar arbeitet seit zehn Jahren an der vollständigen Ablösung der atomarfossilen Energievesorgung und setzt auf Energieeffizienz, Energieeinsparung und den Ausbau der Nutzung aller erneuerbarer Energien.

Man sei schon mal auf einem guten Weg gewesen, erinnert Bannasch an die Jahre 2010 bis 2012 mit einem beachtlichen Zubau an Photovoltaikanlagen. Doch dieser Trend habe sich, insbesondere aufgrund von politischen Entscheidungen, geändert und sei von rund sieben Gigabyte pro Jahr auf 1,5 Gigabyte zurückgegangen. Während auf dem Strommarkt der Anteil von Laufwasserkraft und Biogas kaum noch ausbaubar sei, sieht Bannasch das Potenzial von Wind und Sonne noch längst nicht erschöpft. Deutlich macht das auch die Aufteilung des Energiemarktes: Etwa die Hälfte entfällt auf Wärme, ein Drittel auf Mobilität und der Rest wird verstromt. Wolle man weg von Öl und Gas, das vor allem für Mobilität und Wärme benötigt werde, sei das zum Teil durch Einsparung und zum Teil durch erneuerbare Energien möglich. Die Mobilität könne auf Strom umgestellt werden – Stichwort E-Mobilität -, und bei der Wärme gehe man auf Wärmepumpen. Das Hauptproblem einer verlässlichen Energieversorgung durch regenerative Energien wird in der wechselhaften Verfügbarkeit von Wind und Sonne gesehen. Mal ist der Wind da, mal ist Flaute – und im Winter, wenn am meisten Energie benötigt wird, fehlt die Sonnenkraft.

Es gibt Zeiten, da wird lokal die Energienachfrage zu 84 Prozent durch erneuerbare Energien gedeckt. Dann gibt es Zeiten, in denen Sonne und Wind fehlen. Für beide Situationen müssten Lösungen gefunden werden. Aktuell sieht Bannasch die einzige Antwort zur Ausregelung des kompletten Energiesystems in der Verstromung von Methangas. Keine Lösung ist für ihn die Verlegung von großen Stromtrassen von der Nordsee in den Süden. Besser sei es, zur Ausregelung das vorhandene Gasnetz zu verwenden, zumal Gas über lange Zeit speicherbar sei. Für den Geschäftsführer von MetropolSolar hat der Crash der atomarfossilen Energiewirtschaft schon begonnen, denn die Förderung der fossilen Brennstoffe werde immer teurer, während die Stromkosten gegen Null gehen. Die Zukunft sieht er dagegen in den lokalen Energieversorgern, die für das Regeln des Energienetzes benötigt werden. Es gehe nicht um die wenigen mit den vielen Millionen, sondern um die vielen mit dem kleinen Geldbeutel, wies Bannasch auf einen weiteren Effekt der technischen Entwicklung hin. Irgendwann sei das Photovoltaik-Modul ein ganz normales Bauteil und mit dem Steckdosenmodul, das als Anschauungsobjekt von der Energiemesse für den Vortrag zur Verfügung gestellt worden war, sei schon der Anfang gemacht. Deutlich machte der Referent aber auch, dass bei der Energiewende nicht alles unproblematisch sei, aber es sei wichtig, die gegensätzlichen Lösungen ins Verhältnis zu setzen. Er habe Verständnis dafür, dass Windräder nicht gefallen – aber wie schön sei eine für den Tagebau abgeräumte Landschaft? Die GLB-Fraktionsvorsitzende Doris Sterzelmaier dankte Bannasch für den interessanten Vortrag, dem sich noch eine Diskussionsrunde anschloss, und machte unter anderem auf das Treffen mit Claudia Roth im Begegnungscafé am Sonntag (28.) Februar aufmerksam. js

© Bergsträßer Anzeiger, Mittwoch, 24.02.2016
Quelle:
https://www.morgenweb.de/region/bergstrasser-anzeiger/bensheim/die-energiewende-auf-dem-bierdeckel-1.2656940