Grüne besichtigen Zentrum der Wohnungslosenhilfe

Das Zentrum der Wohnungslosenhilfe ist eine kombinierte Einrichtung in dem für die betroffenen Personen vielseitige Angebote im Rahmen des § 67 SGB XII in unterschiedlichen Formen zur Verfügung stehen, mit dem Ziel Wohnungslosigkeit vorzubeugen, abzubauen oder deren negative Folgen zu mindern. Im Einzelnen handelt es sich hierbei um eine Fachberatungsstelle, eine Tagesaufenthaltsstätte, einen Übernachtungsbereich mit 15 Plätzen und eine stationäre Einrichtung mit 14 Plätzen. Das Angebot umfasst zudem das betreute Einzelwohnen für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten und für Menschen mit einer chronischen Suchterkrankung.

Das Haus in Bensheim am Weidenring bietet betroffenen Frauen und Männern nicht nur Plätze zum Schlafen. Die Grüne Liste Bensheim (GLB) besuchte das Zentrum der Wohnungslosenhilfe in Bensheim, um sich über die aktuelle Situation der Obdachlosigkeit und die dortige Fahrradwerkstatt zu informieren. Dipl.- Sozialpädagoge Frank Hillerich ist Fachberater des Diakonischen Werkes Bergstraße im Zentrum der Wohnungslosenhilfe und berichtet über seine Arbeit.
Die Gründe, seine Wohnung zu verlieren, sind vielfältig: Mietrückstände, Verlust des Arbeitsplatzes, gesundheitliche Probleme, Sucht oder Trennungsschicksale können dazu führen, auf der Straße zu landen. Der Weg führt dann zur Beratung ins Zentrum der Wohnungslosenhilfe. Hier ist auch die Servicestelle für Wohnungsnotfälle, die im Auftrag für Neue Wege des Kreises Bergstraße SGB II Leistungen, die Hilfe zum Lebensunterhalt, als Tagessatz ausgezahlt wird. Dies ist wichtig, weil nur mit dem dabei gestellten Antrag auf Sozialleistungen, auch die Krankenversicherung gewährleistet ist. Wenn nicht fortlaufend Anträge gestellt werden, entsteht eine Lücke im Versicherungsverlauf, die neue Probleme mit sich bringt.
Wir sind beeindruckt von den vielen Hilfsangeboten, stellt GLB Stadtrat Peter E. Kalb, nach der Besichtigung der Fahrradwerkstatt fest, bei der Räder aufgearbeitet und nur für Wohnungslose kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
Finanziert wird die Einrichtung anteilig vom Landeswohlfahrtsverband, dem Kreis und der Stadt, sowie unterstützt vom Förderverein Hilfen für Wohnungslose e.V.. Die Grünen erfuhren, dass ca 2/3 der Wohnungslosen hier standorttreu sind und immer wieder kommen, während nur ca 1/3 sporadisch oder erstmalig die Hilfe in Anspruch nimmt. Der Kreis Bergstraße ist Partner der Diakonie und regelt auf vertraglicher Basis die Unterbringung. Es gibt hier keine bundeseinheitliche Regelung über die Dauer der Übernachtungen, so dass die mögliche Verweildauer und Angebote in jedem Haus anders sind, bedauert Doris Sterzelmaier, GLB Fraktionsvorsitzende. Die Betroffenen brauchen ein gewisses Maß an Vertrauen und das braucht seine Zeit, daher ist das oft übliche weiterziehen zur nächsten Einrichtung nicht immer hilfreich, berichtet Herr Hillerich aus seinen Erfahrungen. Denn wer sich öffnet und von sich aus nach Hilfe sucht, weil er an seiner Situation etwas ändern will, hat schon den wichtigen ersten Schritt getan und sollte länger in der Einrichtung bleiben können. Das Weiterziehen in einen anderen Ort ergibt sich auch aus der zeitlichen Begrenzung der Übernachtungsdauer. Hier im Kreis sind es maximal 14 Tage am Stück mit einem Jahreslimit von 90 Tagen, ausgenommen bei Krankheit oder Frosttemperaturen.
Das Beratungsangebot der Diakonie wird stark frequentiert: Kontakte mit Ämtern herstellen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche oder bei der Vermittlung zu niedergelassenen Ärzten oder die Übermittlung in die passende Einrichtung sowie Hilfe zu betreutem Wohnen und damit der Beginn der Resozialisierung. Dazu gehört auch, wieder postalisch erreichbar zu sein, eine Postadresse zu bekommen. Das Zentrum bietet mit 14 Plätzen, überwiegend in Appartements, die Möglichkeit der stationären Wiedereingliederung um sich wieder fit zu machen für ein ganz normales Leben in der Gesellschaft.
Hier sehen wir ein großes Problem in der Verfügbarkeit von preisgünstigem Wohnraum, stellt Waltrud Ottiger, Magistratsmitglied der GLB fest. Die Wiedereinführung der Fehlbelegungsabgabe durch das Land ist ein sinnvoller Anfang. Mit dem derzeitigen Bau von Sozialwohnungen in der Moselstraße werden die restlichen Fehlbelegungsgelder der Stadt in Höhe von 200.000,– Euro aufgebraucht. Es müssen aber mehr günstige Wohnungen geschaffen werden.
Es ist gut, dass es in Bensheim solch eine Einrichtung für Wohnungsnotfälle gibt, die den Betroffenen am Rande der Gesellschaft hilft und die Chance auf eine Wiedereingliederung in ein normales Leben eröffnet, stellen die Grünen abschließend in ihrer Pressemitteilung fest.