Neubürger bringen viele Talente und Ideen mit

Einbürgerungsfeier: Empfang der Stadt Bensheim im Varieté Pegasus / Staatssekretär Jo Dreiseitel gratulierte zur deutschen Staatsbürgerschaft

Bensheim. Orhan Duman ist stolz auf seinen deutschen Pass. Erst seit wenigen Tagen ist er Bürger der Bundesrepublik. Diese Entscheidung sieht der gut Dreißigjährige als einen folgerichtigen Schritt in seiner Biografie, die sich im Wesentlichen in Hessen und nicht in Kurdistan zutrug. In den vergangenen zwölf Monaten haben wie Orhan Duman 84 Immigranten in Bensheim die deutsche Staatsbürgerschaft erworben.

„Die Einbürgerung ist mehr als ein reiner Verwaltungsakt. Sie ist eine bewusste Entscheidung für Deutschland und für Bensheim“, sagte Jo Dreiseitel, Staatssekretär im hessischen Ministerium für Soziales und Integration. Dass er eigens aus Wiesbaden zu dem von der Stadt ausgerichteten Empfang für die neuen Bürger Deutschlands angereist war, setzt einen deutlichen Akzent der Wertschätzung. Jo Dreiseitel gratulierte am Dienstag im Varieté-Theater Pegasus zu einem bedeutenden Schritt im persönlichen Werdegang. Mit der Urkunde verknüpft ist ein Abschied vom Herkunftsland. Für die neuen Staatsbürger gelten die im Grundgesetz zugesprochenen Rechte in vollem Umfang. Jetzt sind sie auch als Wähler in der Bundesrepublik zum Urnengang aufgerufen: von der kommunalen Ebene bis hin zum Europa-Parlament.

Dass die neuen Staatsbürger für Deutschland ein großer Gewinn sind, zeichnete er ebenso auf. „Wir können auf niemanden verzichten“, richtete er den Blick auf eine rasant alternde Gesellschaft, in der Fachkräfte fehlen. „Sie haben nun den letzten Schritt der Integration getan“, sagte Stadtrat Adil Oyan, der das kleine, mit internationalem Flair gespickte Fest moderierte.

Stadtverordnetenvorsteherin Carola Heimann unterstrich den beidseitigen Entschluss: „Sie haben zu Deutschland Ja gesagt und Deutschland hat zu Ihnen Ja gesagt.“ Grundlage sei der gegenseitige Respekt. Heimann sieht in der Einbürgerung durchaus eine Win-win-Situation. Sie wünscht sich, dass die Neuen in der Gemeinschaft heimisch werden und mit ihrem Engagement ein „reicher Pool an Talenten und Ideen“ geöffnet werde.
Doris Walter schlüpfte in die Traditionsfigur der Fraa vun Bensem und „babbelte“ im „heimischen“ Dialekt. „Bensheim ist bunt“, beschrieb sie ihre Heimat. In der Stadt werde ein Gemeinsinn gelebt, zu dem jeder seinen persönlichen Beitrag leiste.

„Gemeinsam Bensheim sein“
„Integration ist eine Querschnittsaufgabe“, erklärte Manfred Forell, Integrationsbeauftragter der Stadt. Er unterstrich das demokratische Grundrecht der Gleichberechtigung – egal, woher jemand kommt. In seinem Plädoyer gegen Alltagsrassismus und Diskriminierung bekräftigte er seine Hoffnung, dass die neuen Staatsbürger als Multiplikatoren für demokratische Grundrechte wirken. „So bleiben wir gemeinsam Bensheim.“
Kurt Manich, Vorsitzender des Ausländerbeirates, warb für eine Mitwirkung, vor allem in den politischen Gremien.
© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 16.10.2014
Von unserer Mitarbeiterin Monika Hälker

84 neue Staatsbürger
Seit Oktober letzten Jahres haben in Bensheim 84 Bewohner ausländischer Herkunft die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. 28 von ihnen kommen aus EU-Ländern – zumeist aus Italien. 23 Personen haben türkische Wurzeln. Jedes Jahr im Herbst lädt die Stadt die neuen Staatsbürger zu einem Empfang ein – in diesem Jahr zum dritten Mal.
Das Varieté Pegasus ist ein Ort, der auf der einen Seite als alte Gerberei eine regionale Bodenständigkeit repräsentiert, auf der anderen Seite mit einem international ausgerichteten Theaterprogramm den Blick in eine globale Welt weitet.
Den musikalischen Rahmen setzte der Nachwuchs aus der städtischen Musikschule. Das Ensemble unter Leitung von Werner Nowak fügte folkloristische Stücke ein, deren Zusammenschnitt einer Weltreise rund um den Erdball glich.
© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 16.10.2014 moni