Flüchtlinge – Überall unerwünscht?

Täglich erreichen uns die Nachrichten: Millionen von Flüchtlingen sind im Nahen Osten unterwegs, tausende Flüchtlinge ertranken und ertrinken vor Lampedusa, das europäische Grenzregiment Frontex macht die Außengrenzen dicht. Nur ein Bruchteil dieser Menschen schafft den Weg nach Deutschland. Im Jahresvergleich kommen dennoch deutlich mehr Flüchtlinge nach Deutschland – in trockenen Zahlen spiegeln sich die Krisenregionen der Welt wider: Syrien, Serbien, Eritrea, Afghanistan, Somalia um nur wenige zu nennen. Die zentralen Aufnahmelager sind überfüllt, einige Bundesländer versuchen es sogar mit einem Aufnahmeverbot.

Neben Flüchtlingen kommen neue EU-Bürger. Mittlerweile beträgt der Anteil der Unionsbürger an der Einwanderung 61%. Wahrgenommen werden, entgegen den realen Fakten, besonders Bürger aus Rumänien und Bulgarien. Und diese wiederum werden reduziert auf Armutsflüchtlinge aus der Gruppe der Sinti und Roma. Rechte Parteien mit fließenden Grenzen zur Mitte hin führen Wahlkampf auf dem Rücken der Bedrängten („Geld für Oma, nicht für Roma“). „Wider besseres Wissen und demografischen Erfordernissen machen sie Stimmung gegen Einwanderung statt sich der Mühe zu unterziehen, Vorschläge für die Planung von Integration zu entwickeln“ stellt der integrationspolitische Sprecher der Grünen Liste Bensheim (GLB), Peter E. Kalb, fest. Mit der Parole „Willkommenskultur“ alleine auf den Lippen wird aber das Problem nicht gelöst.

Auch Bensheim wird künftig mehr Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung stellen müssen. Dabei steht unsere Kommune im Vergleich mit den anderen Kreiskommunen gut da: Die Stadt hat in der Vergangenheit mehr Flüchtlinge untergebracht als rechnerisch nötig. Zweimal im Jahr werden dem Kreis die Zahlen aus dem Notaufnahmelager Gießen gemeldet. Für das Halbjahr 1. Juli 2014 bis 31.12.2014 wurden dem Kreis 536 Flüchtlinge avisiert, davon werden 33 nach Bensheim kommen. Die Tendenz: deutlich steigende Zahlen sind ab 2015 mit Sicherheit zu erwarten.
Für die Unterkunft kommt der Kreis auf. Ebenso werden nach den gesetzlichen Regelungen Monatssätze für Verpflegung etc. gezahlt. Sozialarbeiter/-innen stehen zur Betreuung bereit – viel zu wenige freilich. In vielen Kommunen des Kreises haben sich Bürgerinnen und Bürger zu helfenden Flüchtlingsgruppen zusammengeschlossen. Der Kreis begleitet diese Gruppen mit Fortbildungsangeboten. Auch in Bensheim sollte eine solche Gruppe entstehen, die sich zum Beispiel um Sprachangebote und um Informationen über das Arbeitsleben hier kümmert. Es wird nicht ausreichen, den Flüchtlingen vor allem unser System der Mülltrennung beizubringen. Die Flüchtlinge werden eine lange Zeit bei uns bleiben, Deutschland wird ihre zweite Heimat. Wir sollten uns auf langfristige Unterstützung einstellen. Dann kann aus der Not der Flüchtlinge in deren und unserem Interesse auch ein Beitrag zu unserem Arbeitsmarkt entstehen. Ziel muss es sein, den Flüchtlingen einen Weg zu einem selbstbestimmte, teilhabenden Leben in unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Dafür steht die Grüne Liste Bensheim.
Peter E. Kalb