Rede zum Gedenken an die Opfer der Kirchberg Morde

Michael Krapp, Sprecher GLB
17. November 2013 (Volkstrauer Tag), Gedenkstein Kirchberg, Brunnenweg

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

ich begrüße Sie zum gemeinsamen Erinnern an die Opfer von Unrecht und Gewalt in unserer Stadt. Stellvertretend für die vielen aus unserer Stadt und in Europa wollen wir heute gedenken den Opfer der Morde am Kirchberg vom 24. März 1945 durch die Gestapo Bensheim:

  • Rosa Bertram aus Worms
  • Erich Salomon aus Worms
  • Lina Bechstein aus Kriegsheim
  • Gretel Maraldo aus Offenbach
  • Jakob Gramlich aus Bonsweiher
  • Walter Hangen aus Worms
  • Frederik Roolker aus den Niederlanden
  • Eugene Dumas, französicher Kriegsgefangener
  • Lothaire Delaunay, französicher Kriegsgefangener
  • Sowie drei namentlich nicht bekannte Opfer

Zwei Gestapo Gefangenen- Johann Goral und Alex Romanow – gelang es sich durch Flucht der Ermordung zu entziehen. Noch in der gleichen Nacht wurden die amerikanischen Kriegsgefangenen:

  • Robert T. McDonald aus New York
  • William H. Forman aus Giles Plach

durch die Gestapo in Bensheim ermordet.
Die Namen der Täter des Mordtages vom 24. März 45 sind bekannt.
Warum wurden sie alle zu Opfern ? Weil sie als Juden die falsche Abstammung hatten, weil sie anders dachten als durch die Nazis vorgegeben, weil sie Widerstand leisteten oder den Armeen angehörten die Europa vom Spuk der Nationalsoziallisten befreiten.
Sie wurden aber vor allem auch zu Opfern weil in diesem- unserem Land – in dieser unseren Stadt die Achtung vor dem Leben und der Würde jedes einzelnen Menschen verloren gegangen war. Leider waren die hiergegen eintretenden Menschen nicht zahlreich und stark genug diese Achtung vor der Würde der Menschen und dem Leben zu sichern. Vergessen wir nicht die Opfer der Kirchbergmorde sind auch in Bensheim nur die Spitze des Eisbergs. Wir brauchen hierzu nur aufmerksam die Straßennamen in Bensheim lesen, die Stolpersteine wahrnehmen. Ich empfehle hierzu auch einen Gang über den Soldaten Friedhof in Auerbach. Die Namen, Herkunftsorte, Geburtsdaten der dort liegenden Toten lesen sich wie die Besucherliste eines europäischen Jugendzentrums. Einer Besucherliste im Jugendzentrum des Todes.

Eingedenk dieser Erfahrungen fängt das Grundgesetz mit Artikel 1 an:
„(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht“

gedenkfeier_kirchberg