Autorin: Melanie Usselmann

Demos gegen Rechts – warum sie für Frauen besonders wichtig sind

Demonstration mit vielen Menschen
Credits: Image by Hans from Pixabay

Frauen spielen bei der Organisation bei Demos für Demokratie und gegen Rechtsextremismus eine wichtige Rolle. Das liegt unter anderem daran, dass bei einer zunehmenden Regierungsbeteiligung der AfD auch die Rechte der Frauen deutlich abnehmen werden, wie das generell in autokratischen Systemen der Fall ist.

Nicht zuletzt ist das zunehmende Selbstbewusstsein von Frauen auch eine Triebfeder für die Bereitschaft insbesondere junger Männer in Europa, Rechtsaußenparteien zu wählen, wohingegen sich junge Frauen stärker links orientieren. In einem Interview mit dem Spiegel führt Demokratieforscher Wolfang Merkel das auf die Verunsicherung zurück, die der Übergang in ein postindustrielles Zeitalter mit sich bringt: Fähigkeiten wie Kommunikation und Kooperation werden zunehmend wichtiger, Frauen dulden seit #metoo keine sexuellen Übergriffe mehr, weibliche Karrieren werden zum Alltag, das traditionelle Familienbild und damit auch das traditionelle Selbstbild vieler Männer schwindet. Sie finden sich bei reaktionären Parteien wieder.

Die AfD postuliert in ihrem Wahlprogramm ganz klar das Bild der „traditionellen“ Frau und der „Mutter-Vater-Kind“-Familie. Gleichzeitig wird im Grundsatzprogramm davon gesprochen, dass die „einheimische“ Frau viele Kinder bekommen, die Eltern pflegen und sich in Vollzeit um die Familie kümmern soll. Individualität ist nicht gewünscht, denn „sie untergräbt die Familie als wertgebende gesellschaftliche Grundeinheit“. Auch die Tatsache, dass Frauen für gleiche Tätigkeit schlechter bezahlt werden, leugnet die AfD. Frauen sollen sich laut der AFD am Besten gar nicht auf eine Karriere konzentrieren. „Neue Deutsche? Machen wir selber!“ war bereits 2017 ein Parteiplakat,  untermalt mit einer blonden Frau.

Dass Schwangerschaftsabbrüche in dieses Weltbild nicht passen, dürfte klar sein. Und dass die „Willkommenskultur für Neu- und Ungeborene“ natürlich primär für gesunde Kinder gilt auch – Inklusionsschulen sollen nach dem Willen der AfD als „Ideologieprojekt“ abgeschafft, Kinder mit Behinderung zuhause ausgebildet werden. Die Liste der weiteren indirekten Auswirkungen auf Frauen bei Umsetzung eines AfD-Programmes ließe sich fortsetzen.

Die Bedeutung der Familie kann gerade in der heutigen Zeit mit ihren vielen Krisen nicht hoch genug geschätzt werden. Doch nicht jede Familie ist intakt – wir denken daran, dass in Deutschland fast  jeden dritten Tag eine Frau von ihrem (Ex-) Partner getötet wird. Gesellschaften in vielen Ländern der Welt haben in den letzten Jahrzehnten markante Fortschritte in ihrer Sichtweise auf „Familie“  gemacht. Eine wichtige Erkenntnis neben der Tatsache, dass es nicht immer die klassische Mutter-Vater-Kind-Familie sein muss ist: Familie ist keine Frauenaufgabe, sondern eine gemeinschaftliche, die von Frauen, Männern und der Gesellschaft gleichermaßen getragen muss.

Unsere Gesellschaft wird nachweislich friedlicher, innovativer, produktiver und zukunftsfähiger, wenn sich Frauen mit ihren Fähigkeiten in politische Prozesse, Unternehmen und die Zivilgesellschaft einbringen. Niemand,  die oder der das so sieht, wird in der AfD eine Alternative finden. Gleichwohl müssen Politik und Gesellschaft eine Antwort für die jungen Männer finden, die mangels Orientierung traditionellen Weltbildern nachhängen, die rechte Parteien nur zu gerne bedienen.

Europawahl – Frauen an die Wahlurnen!