Alle waren gegen eine Großkita im alten Neckarbett

Die Grünen hatten am Samstag zum Ortstermin nach Fehlheim eingeladen, um am Ortsrand mit Blick auf die Wiesen des alten Neckarbetts über die geplante Großkita für beide Stadtteile zu diskutieren. Rund 35 Personen, darunter Anwohner*innen, die Ortsvorsteher von Schwanheim und Fehlheim mit vielen Ortbeiratsmitgliedern, Vertreter*innen der Naturschutzverbände NABU und BUND sowie Stadtverordnete aus verschiedenen Fraktionen wurden von Moritz Müller und Doris Sterzelmaier, den grünen Fraktionsvorsitzenden, begrüßt.

Nach einer Einführung in das bisherige Verfahren zum Thema Kinderbetreuung in Fehlheim und Schwanheim wendete sich die Debatte der Vorlage zur Änderung des Flächennutzungsplans und zur Aufstellung eines Bebauungsplanes für den Bau einer siebenzügig Kindertagesstätte zu. Unstrittig war für alle Anwesenden die Einrichtung einer guten und bedarfsgerechten Kinderbetreuung. Die alten Gebäude in beiden Stadtteilen sind dafür nicht geeignet.

Einigkeit herrschte allerdings auch in der Ansicht, dass eine so große Kindertagesstätte für die beiden dörflich geprägten Stadtteile unpassend sei. Einerseits würde das geplante Gebäude die Dimensionen der umliegenden Bebauung überragen, andererseits gibt es keine schlüssige Lösung für die verkehrliche Anbindung der Einrichtung, in die zukünftig Kinder aus beiden Stadtteilen vorwiegend mit dem Auto gebracht werden müssten. Eine sichere Zufahrt am Ortseingang sei aber für die Kita unerlässlich.

Fachleuchte aus den Bereichen Bau und Naturschutz führten an, dass das alte Neckarbett für eine Bebauung grundsätzlich ungeeignet sei. Der Untergrund sei zu schlecht. An der Straße zwischen den beiden Stadtteilen wurde dies bereits nachgewiesen und hat zu Mehrkosten bei der Neuanlage der Verbindungsstraße geführt. Abgesehen davon ist das Neckarbett ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen und zählt zum Grüngürtel auf Bensheimer Gemarkung. Eine Bebauung stellt einen Tabubruch dieser Schutzzone dar, der auch Auswirkungen auf weitere intakten Naturräume hätte. Dass diese Flächen von einer Bebauung ausgenommen bleiben, war Konsens der letzten Jahrzehnte. Ein Konsens, auf den die Naturschutzverbände vertraut hatten. Auch im Rahmen der kreisweiten Bemühungen zur Steigerung der Biodiversität widerspricht eine Bebauung des Neckarbetts den Klima- und Naturschutzzielen. Die moorigen Böden der Wiesen fungieren außerdem als CO2-Speicher.

Für Verärgerung unter den Anwesenden sorgte der Pressebericht über die Sitzung des Bauausschusses. Mitglieder der CDU hatten die Meinung vertreten, den Ortsbeiräten sei in einer nächsten Sitzungsrunde die Sachlage noch einmal genau zu erklären, so dass sie, wie der vergangene Ortsbeirat auch, dann der Großkita zustimmen können. Die Ortsbeiräte wollen ernst genommen werden. Sie haben die Unterlagen gelesen und verstanden, bevor sie abgestimmt haben. Einer Belehrung oder nachträglichen Überzeugung bedürfe es daher nicht.

Die mögliche Alternative wurde von der Stadt bereits im vergangenen Jahr vorgelegt. Diese sah den Neubau einer Kita für fünf Gruppen am Rand des Fehlheimer Neubaugebietes und einen Ersatzneubau auf dem alten Grundstück in Schwanheim vor. Die Kirchen würden in diesem Konstrukt als Träger weiterhin fungieren und damit die Kosten des Betriebs deutlich abfedern. Einen siebenzügigen Neubau müsste die Stadt alleine betreiben und finanzieren. Auch das immer wieder vorgebrachte Zeitargument zieht inzwischen nicht mehr, schließlich müsste für die Bebauung im Außenbereich ein zweistufiges Bebauungsplanverfahren mit umfangreichen Gutachten erfolgen – die stadtteilspezifische Lösung hätte bereits vor einem Jahr initiiert werden können. Ob das aufwendige und teurere Verfahren im Außenbereich überhaupt zu einer Genehmigung führt, weiß heute auch noch niemand. Sollte es zur Ablehnung kommen, ginge weitere wertvolle Zeit verloren. Doch Kindergartenplätze werden in beiden Stadtteilen dringend benötigt.