Grüne stehen geschlossen hinter Oyan

Kommunalpolitik: Stadtrat soll im Sommer wiedergewählt werden / Mitgliederversammlung gibt Empfehlung ab

Bensheim. Mit einer Überraschung oder gar einem Eklat war nicht zu rechnen. Die Grüne Liste Bensheim steht – wie nicht anders zu erwarten – geschlossen hinter ihrem hauptamtlichen Mann im Magistrat. Auch wenn die Grünen seit der Kommunalwahl mit dem Einzug der AfD ins Parlament und der Koalition mit CDU und BfB „so manche Kröte schlucken mussten“, fällt die Bilanz der vergangenen fünf Jahre insgesamt zufriedenstellend aus.

Das sieht die Parteispitze vor allem als Verdienst des Stadtrats Adil Oyan an, der schon seit seinem Amtsbeginn 2011 gezeigt habe, dass er nicht nur ein Händchen fürs Geld ausgeben habe, sondern „gut mit Geld umgehen kann“.
Lob für Finanzpolitik

Den Beweis dafür liefert nach Überzeugung von GLB-Sprecher Wolfram Fendler nicht zuletzt die solide Finanzpolitik Oyans und die ausgeglichenen städtischen Haushalte 2016 und 2017. Dass sich Adil Oyan manches Mal „von der Politik sogar noch mehr Mut zu größeren Einsparungen“ wünscht, erwähnte dieser selbst in einem Nebensatz.

Bei der GLB-Mitgliederversammlung in der Gaststätte am Sportpark wurde Adil Oyan am Mittwoch in offener Abstimmung einstimmig zur Wiederwahl als hauptamtlicher Stadtrat für die nächste Legislaturperiode vorgeschlagen. Die Wahl findet voraussichtlich in der Stadtverordnetenversammlung am 29. Juni statt. Große Kontroversen dürfte seine Kandidatur im Parlament zumindest innerhalb des Dreierbündnisses nicht auslösen. Es hat sich bei Abschluss des Koalitionsvertrags und der Verteilung der Magistratsposten unter anderem auf einen Grünen als Hauptamtlichen festgelegt.

Dass nicht nur Oyan, sondern die gesamte Partei nach dem Wahlergebnis im Vorjahr eine Zitterpartie zu überstehen hatte, wurde auf der Versammlung ebenfalls thematisiert. Die Situation für ihn sei damals schwierig gewesen, bekannte der Stadtrat, obwohl er natürlich genau gewusst habe, „dass es für einen Wahlbeamten schnell vorbei sein kann“. Insbesondere der große Zuspruch aus der Bürgerschaft hätte ihm Mut und Kraft gegeben: „Es sind sogar einige Freundschaften entstanden.“
Breitgefächertes Aufgabengebiet

Neben dem Finanzressort gehören Klimaschutz, Umwelt und Energie, Ordnung, Soziales und Integration zu Oyans Fachbereichen. Das Arbeitsfeld Straßenverkehr falle zwar seit der Kommunalwahl nicht mehr in seine Zuständigkeit, aber auch dort habe er zuvor starke Akzente gesetzt, wie Fraktionssprecherin Doris Sterzelmaier in ihrem Rückblick betonte. In ihrer Aufzählung kamen die Erstellung eines Radverkehrskonzepts ebenso vor wie das Fahrradverleihsystem, verschiedene Radwegprojekte und die Aktion Stadtradeln für den Klimaschutz.

Die Umstellung des gesamten Strombezugs von Stadtverwaltung und Straßenbeleuchtung auf reinen Ökostrom gehe ebenfalls auf sein Konto, genau wie die weitere Umsetzung des Masterplans Klimaschutz, die Umstellung des städtischen Fuhrparks auf E-Mobilität, die Errichtung von Ladestationen und der Bau einer Bürgersolaranlage auf dem Dach der Nibelungenlandhalle. Wie auch der junge Bundeskandidat der Grünen, Moritz Müller, zu Versammlungsbeginn betont hatte, gebe es auch von Oyan keine Pauschalabsage für Windkraft im Geo-Naturpark.

Die Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro, vor allem aber das Bemühen um Integration, die Ausbildung von Integrationslotsen, die Einrichtung eines Integrationsbüros und zahlreiche weitere Modellprojekte gehörten zum Portofolio des Stadtrats, so Sterzelmaier weiter. Die Fraktionsvorsitzende und das Sprecherteam erwähnten in diesem Zusammenhang ausdrücklich die „engagierte Integrationspolitik von Bürgermeister Richter, der stets ein offenes Ohr hat und niemandem nach dem Mund redet“.

Adil Oyan selbst bedankte sich am Mittwoch bei den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus Kirchenkreisen und Vereinen für deren „bedingungslose Nächstenliebe“.

In Sachen interkommunaler Zusammenarbeit plant er in naher Zukunft eine noch engere Verzahnung mit Lautertal und möglicherweise dem Modautal. gs
In Wiesbaden geboren

Adil Oyan (50) arbeitet seit dem 1. Dezember 2011 als Stadtrat im Bensheimer Rathaus. Bevor es ihn beruflich an die Bergstraße verschlug, lebte der passionierte Imker mit seiner Familie im bayrischen Wasserburg am Inn.

Er besitzt einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaft und war vor seiner Wahl in Bensheim als freigestellter Betriebsratsvorsitzender für den Klinikverbund Oberbayern tätig.

Sein Abitur legte der gebürtige Wiesbadener im türkischen Mersin ab. An dieser Ganztagsschule lernte er parallel den Beruf des Schreiners. Später machte er den türkischen Meisterbrief. dr

Quelle: © Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 10.02.2017