GLB Ansprache auf der Trauerkundgebung

Michael Krapp, Trauerkundgebung für die ertrunkenen Flüchtlinge
25. April 2015, Bensheim Bürgerwehrbrunnen / Stolperstein

Liebe Freundinnen und Freunde,
ich begrüße Sie/Euch im Namen der GLB. Mein Name ist Michael Krapp, ich bin einer der Sprecher der GLB.
Aus Zeitgründen(jetzt und sofort zu handeln) haben wir allein als GLB zur heutigen Veranstaltung aufgerufen. Andernfalls hätten wir gerne mit zahlreichen gesellschaftlichen und politischen Gruppen in Bensheim, von denen wir wissen dass sie unser Anliegen teilen zu dieser Veranstaltung eingeladen.

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Ein trauriger Anlass führt uns heute zusammen. In den letzten Wochen haben wir mit zunehmender Frequenz vom Tod im Mittelmeer vieler Flüchtlinge erfahren. Tausende sind in elendig ertrunken, auf der Flucht vor den Lebensumständen in Ihrer Heimat. Schlimmste Kriegszustände und soziale Nöte haben sie die Flucht ergreifen lassen. Der Tod im Meer hat Kinder, Frauen und Männer ereilt, auf dem Weg in eine erhoffte menschliche Zukunft.

  • Hat dies so kommen müssen?
  • Konnten wir im Voraus sehen, das es zu diesen Tragödien des Ertrinkens im Meer kommt?
  • Hätten wir Europäer diese Tragödie nicht verhindern können/müssen?

Wir in Europa sind gewiss nicht ohne Einfluss auf die Zustände gewesen, die die Menschen zur Flucht bewegt haben.

Ja, wir Europäer haben gewusst, dass es zu diesen Tragödien auf See kommen wird. Die Aktion Italiens „Mare nostrum“ hat über 100.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Wir haben gewusst, das die Ablehnung der Übernahme dieser Seerettungsaktion Italiens durch uns –die europäische Union- und die Beschränkung auf die Sicherung der Aussengrenze der EU durch Frontex, diese menschlichen Katastrophen auf See zur Folge haben werden.

Ja, wir hätten diese tödlichen Tragödien auf der Flucht über das Meer verhindern können ! Wir haben unsere politischen Führer in Europa – dies alles wissend – nicht gedrängt für einen leistungsfähigen Seenotrettungsdienst im Mittelmeer zu sorgen.

Wir treffen uns heute in der Nähe des Stolpersteins, der uns mahnt Anstoß zu nehmen wen das Leben und die Würde von Menschen bedroht ist/wird. Leben und Würde jedes Menschen ohne Ansehen der Person sind fundamentale Prinzipien des Selbstverständnis Europas. Es liegt an uns diesen Geltung zu verschaffen.

In dieser Woche reagierten die europäischen Regierungen auf die Katastrophen im Mittelmeer mit einer Ausweitung der Rettungsaktivitäten. Die Verpflichtung zum Handeln wurde also klar erkannt.

Es erfüllt mich jedoch mit großer Sorge, wenn ich lese wie renommierte NGO(Nicht Regierungsorganisationen) die beschlossen Maßnahmen beurteilen. So etwa der Europa-Chef von Amnesty, John Dalhuisen:
„All die Worte und Ressourcen, die auf dieses Problem verwendet werden, legen nahe, dass die EU-Oberhäupter es ernst meinen mit dem Retten von Leben auf hoher See. Aber die Wahrheit ist, dass sie das Problem weiter nur halbwegs angehen. Wenn das Einsatzgebiet der EU-Seemissionen nicht ausgeweitet werde, „werden Migranten und Flüchtlinge weiter ertrinken“(zitiert nach Wiedergabe bei Zeit online).

Oxfam erklärte, die Gipfelbeschlüsse seien vollkommen unzureichend. Seemissionen müssten „ein klares Mandat, als oberste Priorität Leben zu retten“, bekommen, forderte der Leiter der Oxfam-Programme in Italien, Alessandro Bechini. Außerdem dürfe es keine geografischen Beschränkungen für die Seenotrettung geben(siehe Bericht Zeit online).

Dies wissend ist klar, wir können uns allein auf die politisch Verantwortlichen in Europa nicht verlassen, wenn wir wollen das das Motto unsres heutigen Treffen greift:
„Den Tod im Meer stoppen, mehr Menschlichkeit in Europa !“

Wir sind also gefordert, politisch für entsprechende Gestaltung Sorge zu tragen. Hierzu gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten – es gilt sie zu ergreifen.

Konkret hier und jetzt: Unterstützung der AI Kampangne „SOS Europa“ beim AI Stand vor dem Kaufhaus Ganz
Unterschreibt den hier aufliegenden offenen Brief an die Abgeordneten der Region Bergstraße
Darüber hinaus gibt es vielfältige Aktivitäten um die erforderliche Veränderungen zu erreichen. Diese müssen wir stark machen.

Wir wollen nicht noch mehr Kindern, Frauen und Männern gedenken müssen, die auf der Flucht über das Meer ertrinken mussten, weil es keine wirksame Rettung aus Seenot gab.

Ich bitte Sie/Euch für diejenigen die diese Schicksal erleiden mussten, nun um eine stille Minute des Gedenkens und wem möglich ein Gebet.

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