Löcher im Radwegenetz schließen

Verkehr: Beim ersten städtischen Planungscafé wurde lebhaft diskutiert

Bensheim. Die Stadt Bensheim feilt an einem neuen Radkonzept. Und die Bürger sollen ihre Ideen einbringen. „Wir wollen hören, wo es hakt“, betonte Stadtrat Adil Oyan am Montag im Haus am Markt.

Zum „Planungscafé“ trafen sich gut 30 Teilnehmer, um in einem offenen Dialog die Schwachstellen des lokalen Netzes zu benennen. Die bei der Veranstaltung notierten Anregungen werden geprüft und sollen, nach Prioritäten gestaffelt, in die weitere Bearbeitung des Radverkehrskonzeptes einfließen.

Es ging durchaus lebhaft zu an den drei Tischen, an denen Anregungen und Kritik von Vertretern der Bensheimer Stadtplanung sowie des Planungsbüros R+T gesammelt wurden. Getrennt nach den Themen Radwegenetz, Abstellanlagen und Mischverkehr – also jene Stellen, wo Radler und motorisierter Verkehr gemeinsam über den Asphalt rollen.

Hauptstraße zeitweise für Radfahrer öffnen?

Fußgängerzone: Hier ist Radfahren tabu. Es darf nur geschoben werden. Etliche Teilnehmer des Planungscafés regten an, die Hauptstraße zeitweise für Radler freizugeben. Vor allem in den wenig frequentierten Morgen- und Abendstunden sei eine solche Regelung erwünscht, so Jutta Scheurich vom Team Stadtplanung bei der Zusammenfassung der Ergebnisse.

Mit der Anzahl und Qualität der innerstädtischen Abstellanlagen war man am Thementisch insgesamt zufrieden. Allerdings gäbe es einen zusätzlichen Bedarf an abschließbaren Stellplätzen im Bahnhofsbereich.

Kreuzung Schwanheimer Straße / Am Rinnentor: Als schwierig passierbar kritisierten die meisten diesen Kreuzungsbereich über die B3 – eine der zentralen Ost-West-Achsen im innerstädtischen Routennetz und eine wichtige Verbindung in die City. Hier herrscht eine hohe Verkehrsstärke.

Bei Problemen herrscht Einigkeit

Erstes Fazit der Gastgeber: Die am häufigsten genannten Probleme decken sich mit der Bestandsaufnahme des Planungsbüros, was Verkehrsdezernent Oyan positiv kommentierte: „Viele Punkte stimmen überein.“ Die wichtigsten „Baustellen“ sind also umrissen.

Jetzt sollen die konzeptuellen Vorschläge mit dem Bürger-Feedback abgestimmt und Maßnahmen erarbeitet werden.

Die Idee hinter dem Planungscafé ist, Stimmen und Meinungen der Bürger einzuholen, um diese im Rahmen des Radverkehrskonzeptes zu berücksichtigen.

„Es ist allerhöchste Zeit, etwas zu verbessern“, so ein Radfahrer im Haus am Markt über die Lücken im Wegenetz. Die meisten der Teilnehmer waren keine Gelegenheitsradler, sondern strampeln täglich durch die Stadt und kennen die Punkte, wo es rumpelt, wo gefährliche Spurwechsel lauern oder es schlicht und einfach nicht mehr weitergeht.

Bestandsaufnahme

Man kann in Bensheim zwar fast überall mit dem Fahrrad fahren, aber nicht alle Strecken sind Fahrradrouten. Die Verkehrsplaner haben bereits im Vorfeld der Veranstaltung bauliche Mängel und Netzlücken definiert, auf deren Grundlage ein neues Konzept fußen kann. Knackpunkte sind unter anderem sehr schmale Radwege wie etwa am Berliner Ring oder entlang der Nibelungenstraße sowie Oberflächenschäden auf vielen nicht benutzungspflichtigen Radwegen.

Insgesamt sei der Zustand der Bensheimer Radwege aber als gut zu bewerten, so Planer Dominik Könighaus: „Das Radwegenetz ist gewachsen wie ein Flickenteppich.“ Jetzt gehe es darum, im Detail zu verbessern und bedarfsgerecht auszubauen. Ein komplett geschlossenes Routensystem ist finanziell nicht zu stemmen.

Außenstrecken nicht erschlossen

Um ein strategisch günstiges und weitestgehend durchgängiges Verkehrsangebot zu schaffen, müssen einige Lücken behoben werden. Für Radler klaffen diese vor allem in der Rodensteinstraße, der Robert-Bosch-Straße, der südlichen Darmstädter Straße und an der Kreuzung B 3 / „Am Rinnentor“.

Auch die Außenstrecken Richtung Hochstädten, Schönberg und Zell/Gronau sind für Radfahrer nicht erschlossen. Zu den lokalen Schlüsselprojekten zählen die Planer auch die Bereiche Brückweg und Saarstraße in Auerbach.

In Bereichen ohne Radweg, also im Mischverkehr mit anderen Fahrzeugen, regen die Planer an, durch Piktogramme auf der rechten Fahrbahnspur die anderen Verkehrsteilnehmer für Radfahrer zu sensibilisieren.
Von Thomas Tritsch
© Bergsträßer Anzeiger, Mittwoch, 19.11.2014