Erinnerung an die Kirchbergmorde durch GLB Gedenkfeier

BENSHEIM. Jahr für Jahr erinnert die Grüne Liste Bensheim (GLB) am Volkstrauertag an die zwölf Menschen, die 1945 von den Gestapo am Kirchberg erschossen wurden. GLB-Sprecher Wolfram Fendler eröffnete die Gedenkfeier im Wald. Hannelore Schmanke und ihre Schülerinnen Hannah und Leonie Müller sorgten als Querflöten-Trio für die musikalische Begleitung. Stadtrat Peter Kalb (GLB) sagte in seiner Rede: „An dem Tag, an dem offiziell die Kriegsgräberstätten besucht werden, wollen wir die Erinnerung an die ermordeten Häftlinge wach halten. Sie waren eingesperrt im Bensheimer Untersuchungsgefängnis, hilflos ihren Bewachern ausgeliefert“.

Kurz bevor amerikanische Truppen 1945 nach Bensheim gelangten, löste die Gestapo ihre Dienststelle an der Ecke Kirchbergstraße/Darmstädter Straße auf. Am 24. März gegen 20 Uhr trat ein aus acht bis zehn Gestapo-Leuten bestehendes Sonderkommando zusammen und marschierte zum eigentlichen Gestapo-Gefängnis an der Wilhelmstraße. Dort wurden die Namen von 14 Gefangenen verlesen. Auf dem Weg zum Kirchberg gelang dem Russen Axel Romanow die Flucht. Bei einem weiteren Fluchtversuch wurde Gretel Maraldo erschossen. Johann Goral konnte sich mit einem Streifschuss während der Erschießung fliehen. Zwölf Menschen starben an der Stelle, an der heute ein Gedenkstein steht. „Es war Mord, es gab kein Gerichtsverfahren. Untere Beamte verübten Selbstjustiz“, sagte Kalb.

Fritz Kilthau und Peter Krämer haben 1986 in einer Namen und die Biografien der Opfer zusammengestellt. Kalb lobte die Art und Weise, wie in Bensheim in den vergangenen 25 Jahren das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte aufgearbeitet wurde. „Die Stadt stellt sich ihrer Vergangenheit in der NS-Zeit, auch wenn es knirscht und schmerzt. Dazu bedarf es aber auch immer wieder neuer Anstrengungen“, so der Stadtrat.

Bisher unerfüllt ist Kalbs Forderung, dass sich Bensheim an der Stolpersteinaktion des Künstlers Gunter Demnig beteiligen solle. Nur mit einem breiten Konsens sei dies möglich. „Ich sehe darin einen Beitrag zu einer nachhaltigen Erinnerungsarbeit“, sagte Kalb. Der Magistrat hat einen Arbeitskreis gebildet, der sich mit dieser Frage beschäftigt.

Er schloss seine Rede, in dem er einen Bezug zwischen Vergangenheit und Gegenwart herstellte. „Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit gibt es in unserer heutigen Gesellschaft in einem bedrückend großen Umfang, Untersuchungen belegen dies. Überdies sprechen die rechtsextremistischen Gewalttaten wie jüngst der Mord aus rassistischen Gründen an einer Ägypterin in einem Dresdner Gerichtssaal eine deutliche Sprache. Nicht allein die zwölf Mordopfer – alle Opfer der Nazi-Ideologie geben uns die Aufgabe, ein klares Nein zu sagen, wo immer wir rechtsextremistischen Denk- und Handlungsweisen begegnen“.

Bild: Thomas Neu www.bensheim-bilder.de