Leserbrief von Thomas Desaga zu „Wider den tierischen Ernst“

Ich musste am 16.7. im BA (aus der Feder des Chefredakteurs -bj) lesen, was Stadtrat Schimpf für eine furchtbare Tat begangen hat: Wagte er es doch, „einem engagierten jungen Mann mit der Strafandrohung von 10.000 Euro praktisch die Existenz zu entziehen“.

Um es vorweg zu sagen: Ich halte die Entfernung von temporären Werbemarkierungen privater Veranstalter, wenn sie denn genehmigt werden, für etwas ganz Selbstverständliches, zumal die Stadt dies seit 2 Jahren in ihren Genehmigungen zur Auflage machte und hierüber mit den Veranstaltern sicherlich mehrmals gesprochen wurde, zuletzt nach meinen Informationen am 22.Juni, wo es auch um die Verabredung und Unterstützung künftiger Events durch die Stadtverwaltung ging.

Was mich aber wundert ist die Tatsache, dass der Chefredakteur, der den Stadtrat mal wieder in die Pfanne hauen wollte, es – ebenso wie andere Redakteure, die das von Herrn Bänker so genannte „Skandälchen“ bearbeiteten – nicht für nötig hielt, bei der Stadtverwaltung nähere Auskünfte über die Gespräche oder angeblichen Verfügungen und Auflagen zu erfragen. Hätten Herr Bänker oder Kollegen auch nur ein einziges Mal nachgefragt, hätten sie erfahren, dass es am 22.6. ein Gespräch der Stadt mit dem Veranstalter gab, in dem dieser seine Zusage gab, die Markierungen der Innenstadt zu beseitigen. Man vereinbarte eine Frist von 3 Wochen und dass dies in eine formelle schriftliche Verfügung münden werde. Von 10.000 Euro „Strafe“ war nicht die Rede.

Als Gegenstand eines „Skandalreports“ im Heimatblatt eignet sich jedoch der simple Sachverhalt, dass ein Veranstalter zur Beseitigung seiner Werbemarkierungen innerhalb angemessener Frist aufgefordert wird, nicht. Daher schrieb Herr Bänker – ohne sich näher zu informieren, wie er mir gegenüber selbst zugab – von „Strafandrohung über 10.000 Euro“, ohne dass es eine solche überhaupt gegeben hätte. Die von ihm ausgelöste Empörung seiner Leser wird ihn gefreut haben.

In einem persönlichen Gespräch, das ich mit Herrn Bänker bei der Eröffnung des BA-Kundenzentrums führte, weil ich mich als langjähriger Abonnent und als Leser von ihm getäuscht sehe, sagte er mir, er habe nicht die Pflicht, sich bei der anderen Seite (also der Stadtverwaltung) zu erkundigen, es habe ihm gereicht, dass er im Radio aus dem Munde des Bürgermeisters hörte, dass es 10.000 Euro kosten würde, die Markierungen zu beseitigen.

Ich stelle fest:

  1. Herr Bänker und seine Kollegen sind in der Tat nicht verpflichtet, sich bei beiden Seiten einer Auseinandersetzung zu erkundigen. Aber: es wäre im Interesse einer sachlichen Berichterstattung in meiner Heimatzeitung schon schön, wenn Herr Bänker das manchmal tun würde. Den Stil der Berichterstattung auf der „Kreisseite“ finde ich da wesentlich besser.
  2. Sollte es tatsächlich keine „Strafandrohung über 10.000 Euro durch Herrn Stadtrat Schimpf“ gegeben haben, wäre es ein Zeichen von Größe, wenn Herr Bänker sich für seinen Formulierungsfehler bei Herrn Schimpf und öffentlich entschuldigen würde. Auch die Leserbriefschreiber, die in ihrer Empörung über die angebliche Strafandrohung von 10.000 Euro zum Schreibstift griffen, hätten eine Entschuldigung des BA verdient.
  3. Auf die Entfernung von Werbemarkierungen auf Straßen und Plätzen bestanden zu haben (noch dazu ohne Strafandrohung), ist für eine Stadtverwaltung geradezu verpflichtend und nicht weiter kritikwürdig. Die Veranstalter wissen dies und haben auf billigste Polemik, wie sie prompt von interessierter Seite kam, verzichtet. Sie hatten die Wahl, die Beseitigung mit eigenen Mitteln durchzuführen und haben es ja auch erfolgreich getan.
  4. Der BA veröffentlicht eine Stellungnahme des Stadtrates nicht, in dem dieser auf die unsachlichen Vorwürfe, die ihm der Chefredakteur öffentlich gemacht hat, eingeht. Wieso?

Thomas Desaga
Schützenstr. 5a
64625 Bensheim