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Arbeiten und Wohnen für Menschen mit Behinderung 

Beim Besuch der GLB-Fraktion in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen Auerbach erläuterte Günter Jakob, Geschäftsführer der Behindertenhilfe:“Die Werkstatt für Menschen mit Behinderung muss sich wie jeder andere Betrieb mit ihren Produkten am Markt orientieren, wirtschaftlich produzieren und Werbung betreiben, um eine gute Auftragslage zu erreichen.“ Dies sei gelungen und gelte in der Außendarstellung. Nach innen aber „spielt der soziale Aspekt, die Betreuung und Förderung der Menschen mit Behinderung die entscheidende Rolle“. Die Behindertenhilfe orientiert sich an einem einheitlichen, für alle Menschen gültigen Menschenbild, das die im Grundgesetz verankerte allgemeine Achtung der Menschenwürde mit einschließt. Für die heilpädagogisch Tätigen bedeutet dies, dass es kein spezielles Menschenbild für Behinderte gibt, sondern nur ein allgemeines, welches die Achtung der Würde aller Menschen zu einem vorrangig anzustrebenden Ziel erklärt. 

Industriebetrieb mit Pädagogik 

Die Behindertenhilfe beschäftigt in den Werkstätten in Bensheim und Fürth insgesamt ca. 460 Menschen mit Behinderung, davon ca. 200 in Auerbach. 

Im Werkstättenbereich Auerbach gibt es für neu Aufgenommene den Berufsbidungsbereich, dessen Ziel es ist, dass der behinderte Mitarbeiter nach Abschluss der Maßnahme ein Mindestmaß an wirtschaftlich vertretbarer Arbeit verrichten kann. Berufsfördernde Bildungsmaßnahmen sind - so die Werkstättenverordnung - unter Einfluss angemessener Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit des Menschen mit Behinderungen durchzuführen. 

Gruppenleiter sind Meister oder Facharbeiter mit sonderpädagogischer Zusatzausbildung, Erzieher und Arbeitserzieher. Der Betreuungsschlüssel bei den Produktionsgruppen beträgt je nach Gruppe zwischen 7 und 15 behinderte Mitarbeiter. Zusätzlich ist den Gruppen jeweils ein Zivildienstleistender zugeordnet. 

 Beim Gang durch die verschiedenen Werkstätten erläuterten die Mitarbeiter Claudia Mang und Stefan Karner die jeweiligen Arbeitsprozesse. In der Schreinerei werden eigene Produkte für den Markt hergestellt, Gebrauchsgegenstände für Haushalt und Gewerbe. Außerdem werden Industrieaufträge übernommen wie der Bau von Verpackungen, von Paletten u. a. In der Elektroabteilung, der Schlosserei und Montage und Konfektionierung beeindrucken die Vielzahl der Aufgabenbereiche, der Genauigkeitsgrad und der Qualitätsgrad, der erreicht wird. Z.B. werden Steuerungsmodule für Lokomotiven mit Handschuhen eingesetzt, eine Kniffelsarbeit. „Es gibt Leute, die das liebend gern tun“. „Ich werde gebraucht, ich kann was machen, ich habe Erfolg“, so das positive Fazit der Mitarbeiter mit Behinderung.

 Wohnen für Behinderte

Die GLB-Fraktion erhielt auch ausführliche Informationen zur Wohnproblematik. Die Behindertenhilfe hat drei Wohnhäuser, in denen insgesamt 101 Personen leben. Seit Dezember 1992 bietet sie zum bestehenden Wohn- und Betreuungsangebot der Wohnstätten die Möglichkeit des betreuten Wohnens an. Die 17 genehmigten Plätze wurden 2005 auf 27 Plätze erhöht. Allerdings übersteige die Nachfrage bei weitem das Angebot. Auf Grund des angespannten Wohnungsmarkts an der Bergstraße ist auf dem freien Wohnungsmarkt kaum Wohnraum für Menschen mit geistiger Behinderung zu finden. Das im Bau befindliche Haus an der Brüder-Grimm-Straße mit 6 Appartements soll Abhilfe schaffen.

Zum Schluss stellte Günter Jakob die ambitionierte Zukunftsvision der Behindertenhilfe

vor: Ein Bauernhof, der Wohnstätte und Arbeitsplatz zugleich ist. Schon seit dem 
19. Jahrhundert gibt es die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen in Landwirtschaft und Gartenbau. Die eigenen Erfahrungen der Werkstätten Garten und Landschaftspflege könnten eingebracht werden. Ein Traum würde sich erfüllen, wenn die Behindertenhilfe einen Hof erwerben könnte und dort ökologischen Landbau und artgerechte Tierhaltung betreiben könnte. Im Umgang mit den Tieren sollte Verantwortung und Tierliebe erfahren werden .Ein Hofladen und Gastronomie sollte Kommunikationspunkt für Menschen mit und ohne Behinderung werden. 

Im Namen der GLB dankte Hille Krämer für den informativen Rundgang und das engagierte Gespräch und wünschte der Geschäftsführung und den Mitarbeitern weiter viel Erfolg bei ihrem Einsatz für Menschen mit Behinderung. 

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