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GLB begrüßt Einvernehmen der Fraktionen zur Umbenennung des Joseph Stoll Platzes

Mit den Ergebnissen des Gutachtens zur Tätigkeit Joseph Stolls in der NS-Zeit, befassten sich die Sprecher der Grünen Liste Bensheim (GLB) auf ihrer letzten Sitzung. Zufrieden registrierte man, dass mit dem gemeinsamen Antrag der Stadtverordnetenfraktionen zur Umbenennung des Joseph Stoll Platzes ein langjähriges Ziel der GLB erreicht worden sei und eine breite Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung die Position der GLB teile.
„Joseph Stoll hat unmittelbar nach der Machtergreifung sich selbst und sein Lebenswerk in den Dienst der Nationalsozialisten gestellt. Er hat an führender Stelle daran mitgewirkt, ihre Herrschaft in Bensheim zu etablieren, Gegner des Nationalsozialismus auszugrenzen und deren Verfolgung gerechtfertigt.“ erläutert Wolfram Fendler. Gleichzeitig habe er persönlich profitiert. Das alles lässt sich aus dem Gutachten belegen.
So war Stoll einer der drei Bensheimer Nazis, die persönlich am 24. April 1933 den amtierenden Zentrums-Bürgermeister Dr. Rudolf Angermeier aus dem Amt jagten. Als Leiter der Gewerbeschule erklärte er 1935 in seiner Ansprache zur Eröffnung des Schuljahres: „Junge Leute, die nicht auf dem Boden des Nationalsozialismus stehen, lehne die Gewerbeschule ab.“ und in einer Rede am 22.April 1933 auf dem „deutschen“ Abend der NSDAP: „Wer Gegner der Hitlerbewegung ist, begeht ein Verbrechen an seiner Heimat und am deutschen Vaterland.“ Von den Nationalsozialisten wurde er zum Leiter der Gewerbe- und Malerschule und der gewerblichen, kaufmännischen und hauswirtschaftlichen Abteilung der Berufsschule gemacht.
Gerade sein hohes Ansehen und seine Beliebtheit machten ihn für die Nationalsozialisten zu einem so wichtigen Werkzeug, um in die bürgerlichen Kreise einzubrechen, erklärte dazu Prof. Neitzel.
Auch wenn Stoll vielleicht nicht aus engstirniger nationalsozialistischer Verbohrtheit gehandelt habe, sondern eher aus einer Mischung von autoritätsorientierter deutsch-nationaler Gesinnung und Opportunismus, wie der Gutachter nahe lege, so ändere das nichts an dem objektiven Verhalten und seiner Wirkung. Stoll hat alles, was er zugestandenerweise positiv geleistet hat entwertet, indem er es aktiv den Nationalsozialisten dienstbar gemacht hat, urteilt Peter L. Born.
Jemand oder etwas nach ihm zu benennen ist keine Auszeichnung. Die Stadtverordnetenversammlung von Bensheim tut gut daran, auf die Bezeichnung „Joseph Stoll Platz“ für den Bereich zu verzichten, der postalisch sowieso „An der Stadtmühle“ heißt.“ fasst Thomas Desaga die Position der GLB zusammen.


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